Flughafen München klimaneutral: Ziel bereits 2030 erreicht?

Der Flughafen München investiert kräftig, um bis 2030 klimaneutral zu sein. Foto: Flughafen München
Der Flughafen München investiert kräftig, um bis 2030 klimaneutral zu sein. Foto: Flughafen München

Der Flughafen München wurde nicht nur als einer der besten Airports der Welt ausgezeichnet. Das Unternehmen ist auch im Klimaschutz engagiert und hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2030 – also bereits in neun Jahren – klimaneutral zu sein. Wie will der Münchner Flughafen das schaffen? Wir haben die wichtigsten Informationen für Sie.

Deutschlands zweitgrößter Flughafen im Erdinger Moos bei München ist in vieler Hinsicht führend: Im aktuellen Skytrax-Ranking wurde der „MUC“ als erster und einziger Fünf-Sterne-Airport in Europa ausgezeichnet. Und auch bei den Elektroauto-Ladestationen am Flughafen München ist das Unternehmen ein Vorreiter unter den Airports in Deutschland. Die Zahlreichen Ladesäulen ermöglichen Autofahrern, während der Reise mit ihrem Elektroauto am Flughafen München zu parken.

Derzeit ist der Flughafen teil einer Luftverkehrsinitiative zum Klimaschutz, die von verschiedenen Luftverkehrsverbänden in Europa initiiert wurde. Die Verbände haben der EU-Kommission in Brüssel gemeinsam das Strategiepapier „Destination 2050 – A route to net zero European aviation“ vorgelegt. In dem Konzept zeigt der Zusammenschluss der Luftfahrtverbände Möglichkeiten, mit denen der CO2-Ausstoß bis zum Jahr 2050 klimaneutral werden soll. 

In dem Papier wird schnell deutlich: Alle Beteiligten wie die Flughäfen, Fluggesellschaften, Flugzeughersteller und die Flugsicherung müssen an einem Strang ziehen, um das Ziel eines nachhaltigen Luftverkehrs zu erreichen. Bereits 2019 hatte es einen gemeinsamen Vorstoß, die „Net-Zero-Carbon“-Resolution, von über 200 Flughäfen in Europa gegeben, mit der die Airports ihre selbst beeinflussbaren CO2-Emissionen ebenfalls bis 2050 auf Null senken wollen. „Ungeachtet der enormen Herausforderungen, vor die uns die weltweite Pandemie und ihre Folgen derzeit stellen, bleibt die Entwicklung hin zu einem nachhaltigen Luftverkehr unser wichtigstes Zukunftsprojekt. Mit der auf europäischer Ebene angestoßenen Initiative und den umfangreichen Maßnahmen, die wir in München bereits umgesetzt oder eingeleitet haben, können wir unsere ambitionierten Ziele auch erreichen“, betont der Vorsitzende der Geschäftsführung der Flughafen München GmbH und Präsident des Flughafenverbandes ACI Europe, Jost Lammers. Der Münchner Airport sei auf einem guten Weg in Richtung Klimaneutralität. 

Bis 2030 soll der Flughafen München klimaneutral sein

Für den Flughafen München haben die eigenen Klimaschutzziele schon seit 2009 höchste Priorität. Der Airport verfolgt seitdem eine ambitionierte Strategie, mit der der CO2-Ausstoß jedes Jahr gesenkt werden soll, bis im Jahr 2030 schließlich die Klimaneutralität erreicht ist. Während dieser Zeit sollen insgesamt 150 Millionen Euro in die zugehörigen Projekte investiert werden. Spannend ist dabei, dass die Passagierzahlen stark gestiegen sind, während die Emissionen pro Passagier signifikant abgesenkt werden konnten. Die Passagierzahlen sind entsprechend von 28,6 Millionen im Jahr 2005 auf 48 Millionen im Jahr 2019 angestiegen. Die Emissionen pro Passagier sind im gleichen Zeitraum jedoch von 5,67 Kilogramm CO2 im Jahr 2005 auf 3,08 kg CO2 pro Passagier gesunken. Das entspricht immerhin einer Reduktion von 46 Prozent. Das konnte erreicht werden, obwohl in der Zwischenzeit ein sogar neues Terminal eröffnet wurde.

Mit Maßnahmenkatalog gegen die Klimakrise

Grundsätzlich hat der Flughafen nur einen begrenzten Spielraum bei der Senkung der CO2-Emissionen, da ja auch andere Luftfahrtunternehmen im Geltungsbereich des Airports CO2 ausstoßen. Es geht dem Flughafen München also darum, die von ihm beeinflussbaren CO2-Emissionen bis 2030 um 60 Prozent zu senken. Es verbleiben dann noch 40 Prozent, die jedoch nicht mehr so ohne weiteres reduziert werden können. Deshalb möchte der zweitgrößte deutsche Airport diese durch Ausgleichsmaßnahmen kompensieren, die nach Möglichkeit in der Region stattfinden sollen. 

Zu den bisher schon umgesetzten über 280 Maßnahmen zählen unter anderem: 

  • neue Torluftschleier an den Hallentoren von Terminal 1 (CO2-Ersparnis: 1.000 Tonnen pro Jahr) 
  • Optimierung der Gepäckförderanlage im Terminal 2 (CO2-Ersparnis: 700 Tonnen pro Jahr)
  • Umstellung der Klimaanlage im München Airport Center auf Mehrmotorentechnik (CO2-Ersparnis: 661 Tonnen pro Jahr)
  • Umstellung der Beleuchtung auf LED-Technik (CO2-Ersparnis: 16.400 Tonnen pro Jahr)

Insgesamt versucht der Flughafen München durch Einsparungen bis zu 3000 Tonnen CO2 pro Jahr weniger Emissionen zu erzeugen. Das geschieht allen voran durch Investitionen. Neben den Optimierungsmaßnahmen ist auch die Elektromobilität eine entscheidende Säule. 135 Elektrofahrzeuge und 276 elektrisch betriebene Abfertigungsgeräte wie Gepäckschlepper, Förderbandwagen, Hubwagen, Treppen und Stapler sind laut Airport mittlerweile auf dem Vorfeld im Einsatz. Zählt man Elektrofahrzeuge und Hybridfahrzeuge hinzu, fahren am Airport bereits 38 Prozent aller Fahrzeuge elektrisch. Daneben kommen Biotreibstoffe zum Einsatz. Ein mit Biomethan betriebener Bus hat 2020 sogar den Innovationspreis der Deutschen Gaswirtschaft für sein innovatives Antriebskonzept erhalten. 

Fazit – Die Luftahrtbranche will klimaneutral werden 

Im Allgemeinen hat die Luftbranche das Image eines Klimasünders, was aber weniger an Flughäfen und Infrastruktureinrichtungen liegt, sondern an den Flügen selbst. Die Flughäfen und insbesondere der Flughafen München gehen hier einen wichtigen Schritt, um die CO2-Bilanz der Luftfahrtbranche zu verbessern. Um die selbstgesteckten Ziele zu erreichen, müssen jedoch Flughäfen, Airlines, Flugzeughersteller und alle weiteren Beteiligten an einem Strang ziehen, um die Ziele zu erreichen. Die aktuelle Pandemie scheint die Ambitionen nicht getrübt zu haben. Zwar hat der Flughafen München während Corona durchaus auch gelitten, ist aber grundsätzlich glimpflicher als andere Airports in Deutschland durch die Krise gekommen. Die Zukunftsaussichten für den Standort sind sehr positiv einzuschätzen. Deshalb formuliert der Münchner Airport das Ziel auch sehr deutlich: Bis 2050 ist die vollständige Reduktion aller CO2-Emissionen auf „Net Zero Carbon“ erreicht werden. Spannend: Der Airport geht davon aus, dass sich die im Jahr 2050 noch entstehenden Emissionen „durch technologische Maßnahmen wieder aus der Atmosphäre“ entfernen lassen. In Anbetracht der schwehlenden Klimakrise dürfte dieses Ziel auch höchste Priorität haben. 

7. März 2021

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