Selbstjustiz gegen Falschparker: Wenn Anwohner Strafzettel verteilen

Falschparker Selbstjustiz gegen Falschparker: Besonders in Großstädten kann es zu Konflikten kommen.

Wir kennen es alle: Besonders in Großstädten mit Parkplatz-Knappheit wird in vielen Straßen jeder Quadratzentimeter zum Parken verwendet. Oftmals – diplomatisch ausgedrückt – nicht ganz korrekt. Einige Autofahrer parken kreuz und quer, nehmen zwei der kostbaren Stellplätze auf einmal ein oder behindern Fußgänger auf dem Gehweg. Falschparken ist täglich tausendfach Anlass für Konflikte. Weil das Ordnungsamt mit dem Abzetteln kaum noch hinterher kommt und die Polizei bei Falschparkern auf Privatgrundstücken nicht einschreiten kann, greifen immer mehr Bürger zur Selbstjustiz. Aber bringt das wirklich etwas?

Der Anblick ist manchmal haarsträubend: Autofahrer stellen ihren Wagen ab, als wären sie allein auf der Welt und stellen sich zum Beispiel quer über zwei Parklücken. Sie versuchen nicht einmal, ihren Wagen korrekt abzustellen. Das ist kein Problem, solange es genügend Parkplätze gibt. Aber in den Ballungsräumen wie Berlin, München, Hamburg oder Stuttgart und anderen Großstädten sind Parkplätze ein rares Gut. Besonders kostenlose, unbeschränkte Parkplätze werden in Metropolen zum Luxus. Jeder Quadratzentimeter wird zugeparkt.

Einige Autofahrer werden äußerst kreativ beim finden neuer Abstellgelegenheiten. Und andere schießen einfach über das Ziel hinaus: Sie parken Gehwege und Kreuzungen zu. Sie stellen sich vor Ausfahrten oder parken auf fremden Privatgrundstücken. In Wohnvierteln in der Nähe von Flughäfen wie beispielsweise am Flughafen Hamburg wird mitunter kreuz und quer geparkt. Und auch die Abstellflächen von Supermärkten werden nur allzu gerne zweckentfremdet, ohne das eine Parkscheibe verwendet oder der Einkaufsladen besucht wird. Wer im Straßenverkehr unterwegs ist, erlebt täglich die haarsträubendsten Situationen mit Falschparkern. An dieser Stelle werden viele einwenden: Wer seinen Wagen falsch parkt, bekommt einen Strafzettel oder wird abgeschleppt. So sollte es zumindest der Regelfall sein. Ganz so einfach ist die Sache dann leider doch nicht. Die Politessen vom Ordnungsamt kommen vielerorts mit dem Abzetteln gar nicht mehr hinterher und die Wahrscheinlichkeit, als Parksünder erwischt zu werden, sinkt. Viele Fahrer halten Strafzettel deshalb langfristig für günstiger als das regelmäßige Ziehen von Parkscheinen. Aber sollte man gewissenlose Autofahrer einfach ungestraft davon kommen lassen?

Und plötzlich klemmt ein selbstgebasteltes Knöllchen hinter dem Scheibenwischer. Foto: Pixabay Und plötzlich klemmt ein selbstgebasteltes Knöllchen hinter dem Scheibenwischer. Foto: Pixabay

Immer häufiger Fälle von Selbstjustiz gegen Parksünder

Besonders ältere Menschen, Kinder und Fahrradfahrer werden durch Falschparker einem Sicherheitsrisiko ausgesetzt. Anwohner, Fußgänger und andere Autofahrer scheinen diese Situation immer häufiger zu bemerken. Sie greifen deshalb zur Selbstjustiz, wie der SWR am Beispiel der Großstadt Stuttgart berichtet. Demnach komme es immer häufiger vor, dass Privatpersonen Autofahrern selbstgebastelte Knöllchen an die Windschutzscheibe stecken. Auf diesen falschen Strafzetteln steht dann beispielsweise „Scheiße geparkt!“ oder ähnlich lapidare Sprüche. Der Kreativität scheinen da keine Grenzen gesetzt zu sein. Der SWR berichtet zudem von einem Fall, bei dem eine Falschparkerin einen Zettel bekommen hat, auf dem vermerkt war, dass man ein Foto von dem Fahrzeug gemacht und einen Zeugen parat habe, um die Falschparkerin anzuzeigen.

Sehenswerter Beitrag des SWR zur Parksünder-Thematik

Kreativer Protest gegen Falschparker in mehreren Städten

In Bamberg hatte es im Dezember 2017 einen kreativen Protest gegen Falschparker gegeben, wie das Onlineportal Nordbayern.de berichtet. Hier wurden kurz vor Weihnachten falsch abgestellte Wagen mit Plastikfolie eingepackt und mit Absperrband verschnürt. Anschließend hatten die Aktivisten Hinweisschilder auf den Wagen geklebt, auf denen stand: „Kannste so parken, ist dann halt scheiße!“ Ziel der Aktion waren vor allem Autos, die wirklich ein Hindernis für Fußgänger und Radfahrer darstellten. Angeleiert wurde die Aktion in Bamberg von der Initiative „Radentscheid Bamberg“, die sich für die Verbesserung der Infrastruktur für Fahrradfahrer einsetzt. Die Aktivisten wollten mit der Performance vor allem darauf hinweisen, dass alte Menschen, Menschen mit Behinderung, Kinder und Familien sowie Fahrradkuriere besonders unter den Falschparkern leiden. Damit solle nicht provoziert, sondern sensibilisiert werden, so die Initiative. Eine ähnliche Aktion hatte es auch zuvor in Stuttgart gegeben. Betroffene Autofahrer hätten sich verständnisvoll und einsichtig gezeigt.

Besonders Kinder und alte Menschen leiden unter Falschparkern. Foto: Pixabay Besonders Kinder und alte Menschen leiden unter Falschparkern. Foto: Pixabay

Selbstgemachte Strafzettel bringen nichts

Mehr als eine Protestaktion können selbstgebastelte Knöllchen und Aktionen aber nicht sein. Denn Privatpersonen dürfen keine Strafzettel ausstellen. Rechtlich haben selbstgemachte Tickets keine Relevanz, so der SWR. Sie dienen daher eher als Denkzettel von frustrierten Fußgängern, Anwohnern und Autofahrern – in der Hoffnung, dass der Falschparker seinen Fehler einsieht. Offensichtlich scheint jedoch eher das Gegenteil der Fall zu sein. In den Großstädten parken viele Autofahrer absichtlich falsch, um nicht zu lange nach einem Stellplatz zu suchen. Sie nehmen ein Bußgeld von zehn bis 30 Euro in Kauf, um nicht 30 Minuten oder länger nach einer dann möglicherweise kostenpflichtigen Parkstelle Ausschau halten zu müssen. Besonders berufstätige Pendler stehen dann oftmals unter großem Zeitdruck. Wer nicht allzu häufig erwischt wird, macht möglicherweise auch die Erfahrung, dass unrechtmäßiges Parken auf Dauer okay ist und sogar billiger als Parkscheine sein kann. Kein Wunder, dass sich die Fälle von selbstgemachten Verwarnungen an Falschparker in den vergangenen Monaten häufen.

Selbstjustiz: Mit Spraydose gegen unfähige Autofahrer

In den USA machen die Youtuber des Kanals „Simple Misfits“ besonders schlecht parkende Autofahrer mit einer krassen Aktion auf die Fehlstellung des Wagens aufmerksam: Sie sprühen auf den Autos die am Boden befindlichen Linien nach und verdeutlichen so, wie schlecht sich der entsprechende Autofahrer hingestellt halt. Betroffene Fahrer bekommen in den Videos bei der Rückkehr zum Wagen einen ordentlichen Schreck, weil das Auto auf den ersten Blick ganz schön verunstaltet wurde. Grund zur Sorge um das Fahrzeug besteht aber nicht: Die Farbe lässt sich ganz leicht wieder abwaschen.

Viel lässt sich von Anwohnern nicht gegen Falschparker ausrichten

Wer sich von einem Falschparker gestört fühlt, sollte möglichst auf Selbstjustiz verzichten und stattdessen die Polizei oder das Ordnungsamt kontaktieren. Denn private Knöllchen sind schlichtweg nicht relevant. Polizei oder Politessen können Falschparker im Falle des Falles verwarnen und gegebenenfalls ein Knöllchen ausstellen. Wenn ein Autofahrer besonders verkehrsbehindernd parkt, kann er sogar abgeschleppt werden. Im öffentlichen Raum kann dies von den Beamten durchgeführt werden.

Die Fähigkeiten einiger Autofahrer beim Einparken sind einfach überragend (schlecht). Foto: Sascha Tegtmeyer Die Fähigkeiten einiger Autofahrer beim Einparken sind einfach überragend. Foto: Sascha Tegtmeyer

Auf privaten Parkplätzen muss dies der Besitzer oder Mieter übernehmen. In privaten Parkhäusern kommen Schlecht-Parker häufig ungeschoren davon. Auf Stellplätzen von Supermärkten wiederum ist es beispielsweise Usus, Parksünder abschleppen zu lassen. Und auch Privatpersonen können selbstverständlich ihren zugestellten Parkplatz wieder freiräumen lassen. Das müssen sie dann tatsächlich selbst in die Hand nehmen. Denn die Polizei darf auf privaten Parkplätzen nicht abschleppen lassen, wie aus einem Bericht des Portals Bussgeldkatalog.org hervorgeht. Die Polizei kann nur anhand des Kennzeichens den Fahrer ermitteln und ihn telefonisch bitten, den Wagen wegzufahren. Der Besitzer des Parkplatzes kann den Wagen aber auch direkt ohne Einschaltung der Polizei entfernen lassen. Hier wird übrigens ebenfalls vor Selbstjustiz gewarnt. Wer als Besitzer oder Mieter eines privaten Parkplatzes einen Falschparker am Wegfahren hindern will, weil er in der Zwischenzeit wieder aufgetaucht ist, begeht eine Nötigung, die strafbar ist.

In Anbetracht steigender Konfliktzahlen zwischen Parksündern und anderen Verkehrsteilnehmern sollten es alle Beteiligten vielleicht mit etwas mehr Bedacht und Gleichmut angehen lassen. Denn ein simples Mittel hilft bereits gegen die gesamte Problematik: einfach etwas verantwortungsbewusster parken!

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14. März 2018

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7 Antworten zu “Selbstjustiz gegen Falschparker: Wenn Anwohner Strafzettel verteilen”

  1. Krüger sagt:

    Ich bin völlig entnervt von Autofahrern, die auf Geh- und Fahrradwegen parken und dann um wieder auf die Straße zu gelangen, einfach hemmungslos zwischen Fußgängern und Fahrradfahrern herumlavieren. Wenn ich mit einem Auto fahren möchte, muss ich eben auch die Kosten für eine Parkmöglichkeit in meine Kalkulation ist einbeziehen oder auch vielleicht auch ein paar Schritte gehen.

  2. Jürgen Barsuhn sagt:

    Das Foto oben von Sascha Tegtmeyer ist in sofern nichts sagend, weil man nicht weiß ob ein eventuell links von ihn und bereits wieder weggefahrenes Fahrzeug falsche (dumm) geparkt war und um überhaupt parken zu können ihm gar nichts anderes übrig blieb nun sein Fahrzeug ebenfalls unter nicht Beachtung des Begrenzungslinien zu Parken.

  3. Sebastian sagt:

    Wieso darf denn eine Firma, wie „fair parken“, bei Rewe etc. Knöllchen rechtmäßig ausstellen?
    Könnte man sich nicht als Eigentümergemeinschaft zusammen tun und Knöllchen rechtmäßig an Nachbarn verteilen, welche regelmäßig auf privaten Parkplätzen stehen?

    • Nils Ravenhorst sagt:

      Das ist ein Parkvergehen auf Privatbesitz. Die „Knöllchen“ sind rein zivirechtlich und nicht mit denen des Ordnungsamtes zu vergleichen. Sicherlichen könnten das genauso gut auch Nachbarn machen. Nur wer treibt die Forderungen ein? Das gesamte Forderungsmanagement steckt eben hinter Firmen wie „Fair parken“

  4. Lisa sagt:

    … Ja , und von diesen Hobby Knöllchen vetreilern bekommt man dann auch einen Schein, wenn man so parkt, das im Falle eines falles noch ein Rettungswagen durchpasst…nur weil man mit einem Reifen auf der Bordteinkante steht. (Es war übrigens auch och Platz für bestimmt nem dicken Zwillingskinderwagen…)…
    Ich park nochmal so das mehr Leute Platz haben…nicht

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