Flughafen Hamburg während Corona: Terminal dicht und Millionenverluste

Wenig los am Flughafen Hamburg: Seit November 2020 ist das komplette Terminal 2 sowie der Pier Süd des Airports geschlossen. Foto: Medvedev, CC BY-SA 3.0 , via Wikimedia Commons
Wenig los am Flughafen Hamburg: Seit November 2020 ist das komplette Terminal 2 sowie der Pier Süd des Airports geschlossen. Foto: Medvedev, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Der Flughafen Hamburg steckt während Corona tief in der Krise. Im gesamten Jahr 2020 sollen nach Schätzungen lediglich fünf Millionen Passagiere abgefertigt werden – das ist die niedrigste Zahl an Fluggästen seit den Achtzigerjahren. Der Airport im Hamburger Stadtgebiet wird wohl für 2020 Millionenverluste ausweisen. Deshalb wird nun vorläufig das Terminal 2 des Flughafens sowie der Pier Süd geschlossen. Gleichzeitig beginnt die Lufthansa auch in Hamburg mit Corona-Antigen-Schnelltests – ein Lichtblick? Ab wann ist Besserung in Sicht? Wir haben die wichtigsten Informationen für Sie zusammengestellt.

Die Hamburger verhalten sich in der Corona-Krise tendenziell sehr vorsichtig. So berichteten Medien auch schon vor dem neuerlichen Lockdown im November 2020 von leeren Hallen am Flughafen Hamburg – sogar in den Ferien sind die Menschen aus der Metropolregion nur zögerlich in den Herbsturlaub gestartet. Jetzt scheint sich die Situation noch einmal verschärft zu haben. Lediglich 4.000 bis 8.000 Passagiere sollen laut es Berichts des NDR pro Tag in Hamburg abgefertigt werden. Das sind aktuell 70 Prozent weniger als im vergangenen Jahr. Der Airport steckt tief in der Krise – an Geschäftsreisen und Urlaub während Corona scheinen aktuell die wenigsten Menschen interessiert zu sein.

Überblick: Corona hat den Flughafen Hamburg in die Krise gestürzt

  • der Flughafen Hamburg steckt während Corona in der schlimmsten Krise seines Bestehens
  • mit nur noch 4.000 bis 8.000 Fluggästen pro Tag ist die Zahl der Reisenden um etwa 70 Prozent eingebrochen
  • das komplette Terminal 2 des Flughafens sowie der Pier Süd wurden für den Passagierverkehr „bis auf Weiteres“ geschlossen
  • der Airport befürchtet Millionenverluste – das halbstaatliche Unternehmen muss möglicherweise durch die Hamburger Steuerzahler gerettet werden
  • Hoffnung bringen Antigen-Schnelltests, die jetzt am Flughafen erprobt werden

Terminal 2 am Flughafen Hamburg geschlossen

Der Hamburger Flughafenchef Michael Eggenschwiler betonte kürzlich gegenüber dem NDR, dass die Luftfahrt im Würgegriff der Pandemie sei. Aufgrund der geringen Auslastung schließt der Flughafen das Terminal 2 und den Pier Süd, also das ganze südliche Ende des Piers mit den Flugsteigen. Viele Low-Cost-Carrier parken dort ihre Flugzeuge, weil die Flugsteige hier etwas abseits gelegen sind. Nicht nur das Terminal 2 und der Pier Süd sind vom Lockdown betroffen, auch viele Geschäfte und die Gastronomie am Flughafen müssen derzeit geschlossen bleiben. Fluggäste können sich nur noch Speisen und Getränke mit auf den Weg nehmen. Die Situation dürfte während des gesamten November-Lockdowns und „bis auf Weiteres“ darüber hinaus anhalten. Ab wann das Terminal 2 wieder geöffnet wird, ist bisher nicht bekannt.

Millionenverlust, Kurzarbeit und Entlassungen

In diesem Jahr wird der sonst erfolgsverwöhnte Flughafen Hamburg wahrscheinlich aufgrund der Corona-Krise einen Rekordverlust von 130 Millionen Euro ausweisen. 82 Prozent der ingsesamt 2000 Beschäftigten des Airports sind derzeit in Kurzarbeit. Bis 2023 sollen zudem etwa 200 Vollzeitarbeitsplätze abgebaut werden – das entspricht immerhin zehn Prozent der gesamten Arbeitsplätze. Der Flughafen befindet sich zu 51 Prozent im städtischen Besitz. Für die Verluste des Airports müssen deshalb wahrscheinlich die Hamburger Steuerzahler aufkommen.

Neue Corona-Bestimmungen: nach der Ankunft am Hamburg Airport in Quarantäne?

Die aktuellen Corona-Bestimmungen im November 2020 tragen nicht gerade zu einer Entspannung der wirtschaftlichen Situation am Flughafen Hamburg bei. Derzeit können ab Hamburg noch immer etwa 70 Ziele angesteuert werden. Die meisten davon gelten jedoch mittlerweile als Risikogebiet. Und wer aus einem Risikogebiet nach Hamburg zurückkehrt, muss anschließend direkt in ein zehntägige häusliche Quarantäne, wie etwa die Hamburger Morgenpost „Mopo“ berichtet. Nach fünf Tagen in der Quarantäne können sich die Reisenden durch ein negatives Testergebnis von der Quarantänepflicht befreien lassen und die Isolation vorzeitig beenden. Diese Regelung gilt bei touristischen Einreisen aus Risikogebieten. Bei der Rückkehr aus Nicht-Risikogebieten ist keine Quarantäne notwendig. Allerdings ist die Liste der der Regionen, die derzeit kein Risikogebiet für Corona sind, nicht besonders lang. Eine ständig aktualisierte Liste finden Reisende beim Robert-Koch-Institut.

Das sieht die Situation bei Familienbesuchen von Eltern, Partnern, Kindern, Geschwistern Großeltern oder Enkeln im Ausland aus. Wer insgesamt weniger als 72 Stunden im Ausland unterwegs ist und einen der genannten Reisegründe hat, muss gar keinen Test nach der Rückkehr machen und dennoch nicht in Quarantäne. Auch bei Geschäftsreisen, Reisen für ein Studium oder Ausbildungsreisen mit einem Aufenthalt von weniger als fünf Tagen ist derzeit keine Quarantäne notwendig. Auf freiwilliger Basis können Corona-Tests natürlich immer durchgeführt werden. In diesen Fällen können sich die Reisenden 48 Stunden vor der Reise oder direkt nach der Einreise beispielsweise im Testzentrum am Flughafen durchchecken lassen. Bei einem negativen Testergebnis sind sie von der Quarantänepflicht befreit. Am Flughafen können Reisende am Terminal 1 einen Expresstest machen, der allerdings Geld kostet.

Hoffnung durch Antigen-Schnelltests: Testlauf auch am Hamburg Airport

Wir haben kürzlich bereits darüber berichtet, dass die Lufthansa-Tochter Austrian Airlines auf der Strecke Wien-Berlin einen Test mit Corona-Antigen-Schnelltests in 15 Minuten gestartet hat, bei denen Fluggäste kurz vor Abflug getestet wurden. Dieser Test wurde derweil auch auf die Flughäfen Hamburg und München ausgeweitet. Die Antigen-Schnelltests werden momentan von Lufthansa zwei Mal täglich auf der Strecke Hamburg-München (und umgekehrt) angeboten. Die Lufthansa-Tochter Austrian offeriert den kostenlosen Schnelltest für Flugreisende auf der Strecke Wien-Hamburg. Bei den Antigen-Schnelltests liegt das Ergebnis bereits nach spätestens 30 Minuten vor. Zum Vergleich: Ein schneller PCR-Test dauert um die vier bis sechs Stunden, gilt dafür auch als zuverlässiger. Dennoch setzen Airlines und viele weitere Unternehmen große Hoffnungen auf die Antigen-Schnelltests. Sie sind deutlich günstiger und flexibler einsetzbar. Im Luftverkehr könnten sie etwa Fernreisen wieder ermöglichen, weil durch die Schnelltests die Quarantäne überflüssig werden könnte und der Test einfach kurz vor dem Einstieg ins Flugzeug durchgeführt wird. Am ersten Tag des Probelaufs haben ungefähr 30 Fluggäste und Besatzungsmitglieder den Corona-Antigen-Schnelltest gemacht – alle wurden negativ getestet.

Mehrere Parkhäuser am Flughafen Hamburg dicht

Auch das Parken am Flughafen Hamburg während Corona hat empfindliche Einbußen erlebt. Zuletzt waren mehrere Parkflächen am Airport geschlossen, um das Angebot während der Krise zu verknappen. Stand 16. November 2020 sind die Parkhäuser P2 Terminal, P5 Terminal und der Holiday-Parkplatz P8-9 geschlossen. Dementsprechend fährt auch kein Shuttle zwischen Terminal und dieser Parkfläche. Auch in den geöffneten Parkhäusern P1 Holiday Smart, P1 Terminal Smart und P4 Terminal können Teile der Parkflächen gesperrt sein. Zur Dauer der Schließung hat der Flughafen keine Angaben gemacht. Man kann jedoch davon ausgehen, dass die Parkhäuser so lange gesperrt bleiben, bis sich die Nachfrage nach Parkplätzen am Airport wieder erholt. Aus diesem Grund können sich Fluggäste beim Parken am Flughafen Hamburg derzeit über relativ günstige Preise und ein hohes Angebot freier Stellplätze freuen.

Fazit – Flughafen Hamburg schwer von der Corona-Krise getroffen

Der Flughafen Hamburg ist schwer von der Corona-Krise getroffen – ähnlich wie viele andere Flughäfen in Deutschland auch. Dass aber ein komplettes Terminal geschlossen wird, ist dennoch bis jetzt äußerst selten vorgekommen. Am Flughafen München war das Terminal 1 während der ersten Welle geschlossen und bereits im Frühsommer wieder geöffnet worden. Die Flughäfen in Deutschland leiden alle unter der Corona-Krise. Die größte Hoffnung besteht deshalb aktuell in den schnellen Corona-Antigen-Tests. Die Tests sind günstig, in wenigen Minuten durchführbar und können in großer Stückzahl durchgeführt werden. Während ein Impfstoff noch auf sich warten lässt und frühstens im Herbst 2021 wieder Normalität einkehren soll, sind die Antigen-Tests eine sinnvolle Übergangslösung. Sie könnten ein Stück Normalität inmitten dieser außergewöhnlichen Krise ermöglichen – und diese wird gewiss auch vom Flughafen Hamburg sehnlichst herbeigewünscht.

17. November 2020

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